Donnerstag, 23. Juli 2015

Der Initiative folgen und positiv leiten


Marte Meo in der Psychomotorik – eine gewinnbringende Verbindung


„Aus eigener Kraft“
Übersetzt heisst Marte Meo „aus eigener Kraft“. Im Zentrum steht die Frage: Wie kann das Gegenüber in seiner Entwicklung unterstützt werden?

Die Methode wurde von der Holländerin Maria Arts begründet und hat sich inzwischen international verbreitet. Sie findet in unterschiedlichen Arbeitsfeldern Anwendung, überall wo Interaktionen stattfinden: in der Therapie, in der Familie, in der Schule, in Altersheimen etc.
Wie können Kinder in der Therapie angeregt werden, sich als selbstwirksam zu erleben? Wie kann dies in den Interaktionen zwischen der Therapeutin, dem Therapeut und dem Kind gelingen? Mit Hilfe der Interaktionsanalyse von Filmsequenzen aus der Therapie können kleine Initiativen und Signale, welche Beziehung und Entwicklung unterstützen oder ermöglichen, erkannt werden. Diese einzelnen Bilder sind hilfreich, um die Komplexität der Situation zu differenzieren – sie können zu Augenöffnern werden und damit zu einem vertieften Verständnis für das jeweilige Kind führen.

Eine Vertiefung der therapeutischen Arbeit
Diese kurzen Filmausschnitte bieten auch die Möglichkeit, besondere Verhaltensweisen von Kindern besser zu verstehen und ermöglichen, die Entwicklungsbotschaft hinter einem auffälligen Verhalten zu erkennen. Die Entschleunigung, die Aufmerksamkeit für das Detail und der respektvolle, auf die Ressourcen orientierte Blick führen zu neuen Erkenntnissen und stärken die eigene berufliche Kompetenz.
So realisiert z.B. eine Psychomotoriktherapeutin in der Analyse einer kurzen Filmsequenz, wie schwer es einem Mädchen fällt, mit ihr und dem anderen Kind in Kontakt zu treten. Es ist in seiner Welt und kann erst wenige Spielimpulse des Gegenübers aufnehmen. Die Therapeutin erkennt damit auch sofort, warum die Stunden für sie jeweils so anstrengend sind. Ein diffuses Gefühl steht einem klareren Bild gegenüber und Möglichkeiten werden sichtbar für die weitere Arbeit. Hypothesen werden gebildet: Vielleicht wurde dieses Kind in seiner Biographie noch zu wenig wahrgenommen, vielleicht geht es auch um eine allgemeine Entwicklungsverzögerung. Marte Meo fokussiert auf dem Hier und Jetzt - es wird sichtbar, dass Kontaktmomente fehlen. So liegt der Fokus in den nächsten Stunden darauf, diese aufzubauen, indem noch viel bewusster die kleinsten Initiativen des Kindes wahrgenommen und benennt werden.

Mit einfachen und klaren Worten benennen und bestätigen
Die Filmanalyse macht es möglich, dass kleinste Kooperationszeichen erkannt werden können. Das Kind fühlt sich wahrgenommen und in seiner Initiativen bestätigt. Wir vertrauen auf die Kraft des Bildes und ergänzen die ausgewählten Bildsequenzen mit möglichst einfachen Worten oder Informationen. Dies ist eine Besonderheit von Marte Meo: die Suche nach möglichst einfachen und klaren Worten, die die Arbeit benennen und damit auch bestätigen.